StartImmobilie & FinanzierungNiedrigzinsphase: Alptraum für Sparer – Freude für Bauherren?

Niedrigzinsphase: Alptraum für Sparer – Freude für Bauherren?

Seit Marz 2016 sind die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank auf einem Tiefstand von minus 0,4 Prozent. Für Banken bedeutet diese Negativpolitik herbe Verluste, da sie mit den Spareinlagen ihrer Kunden nicht länger Renditen erwirtschaften können.

Daran zeichnet sich auch keine wesentliche Änderung ab, wie die letzten Treffen der EZB-Spitzen zeigen. Ein Kurswechsel scheint derzeit unwahrscheinlich, zu hoch erscheinen der EZB die Risiken der Staatspleiten der südeuropäischen Länder und Frankreichs, die sich mit den niedrigen Zinsen noch höher verschuldet haben. Eine beispiellose Abwärtssprirale forciert durch die Politik.

Für Sparer hat diese Entwicklung ebenfalls verheerende Effekte: Einerseits bekommen sie kaum noch Zinsen auf ihr hart erspartes Vermögen, andererseits versuchen viele Banken ihre Verluste durch das Erheben von Gebühren auszugleichen. Dadurch haben Sparer sowohl mit steigenden Kosten als auch mit weniger Zinserträgen zu rechnen.

Runter von den Konten

Vereinzelt werden sogar Stimmen laut, die prophezeien, dass die Finanzinstitute die Negativzinsen an ihre Kunden weitergeben könnten. Dadurch werden Sparer Geld verlieren, wenn sie es ungenutzt auf ihrem Konto ruhen lassen.

Für den Schweizer Markt wurde dazu in 2016 bereits eine Studie veröffentlicht, die sich damit beschäftigt, wie Kunden auf einen solchen Negativzins reagieren würden. Das Ergebnis: Jeder vierte Befragten würden sein Geld abheben und fortan bar zu Hause aufbewahren, jeder fünfte würde sein Geld in Fonds oder Sparplänen anlegen, gleichzeitig würde jeder siebte in eine oder mehrere Immobilien investieren.

Einige deutsche Banken haben bereits damit begonnen Spareinlagen über 100.000 Euro mit Negativzinsen zu belegen. Damit verstärken – wie Experten es bereits seit 2016 befürchten – Negativzinsen auf Spareinlagen die Kapitalflucht in Immobilien. Die Kurzsichtigkeit der Politik ob dieser Entwicklung ist kaum nachzuvollziehen.

Explodierende Preise bei Wohnungen und Häusern sind längst die Folge. Auch Mieter werden am Ende dieser Kette diese höheren Kosten zu tragen haben.

Vergleichbare Entwicklung?

Auch wenn der Schweizer Markt ein gänzlich anderer als der deutsche ist, wird sich auch hierzulande ähnliches abspielen. Die Niedrigzinsphase hat schließlich bereits eine ähnliche Entwicklung angeregt. Günstige Baukredite und eine hohe Nachfrage nach Immobilien sorgen bereits für einem Bauboom. Ein Großteil dieser Immobilien wird über Kredite finanziert – im Durchschnitt beträgt dieser rund 203.000 Euro.

Der daraus resultierende Bauboom besorgt mittlerweile auch die Bundesregierung. Reichlich spät. Plan- und hilflos versucht man mit Enteignungsträumereien und Einfrieren von Mieten die toxischen Nebenwirkungen der eigenen Schuldenpolitik zu bekämpfen. Die obersten Gerichte werden sich bald mit diesem Thema beschäftigen dürfen, denn Bürger und gerade Selbstständige ohne staatliche Rente haben häufig in zu vermietende Immobilien investiert – um ihre Altersvorsorge zu gewährleisten. Obwohl die Kosten für den Erhalt ihrer Immobilien und die eigenen Lebenshaltungskosten weiter steigen, werden sie die Mieten wegen der politischen Beschlüsse nicht anheben dürfen. Ein ungeheuerlicher Eingriff in das Privateigentum.

Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung denkt das Finanzministerium auch über ein neues Immobilien-Gesetz nach, welches den Boom ausbremsen kann. Dadurch müssten Kreditnehmer fortan höhere Anforderungen erfüllen, um ein Darlehen zu erhalten und beispielsweise ein höheres Eigenkapital mitbringen. Bisher hält der Baumboom jedoch weiter an – sollte der Negativzins an die Sparer weitergegeben werden, könnte sich diese Entwicklung noch einmal verschärfen.

Strafzins „unwahrscheinlich“

Der Bundesverband der deutschen Banken hielt es 2016 noch für unwahrscheinlich, dass die Negativzinsen an die Kunden weitergegeben werden. Grund dafür sei der harte Wettbewerb unter den einzelnen Instituten und die Banken müssten mit einer Klagewelle rechnen, da sich wahrscheinlich viele Kunden gegen einen solchen Strafzins wehren würden. Wahrscheinlicher sei eine weitere Erhöhung der Gebühren, die für Kontoführung oder Überweisungen anfallen, denn Gebühren können Banken wesentlich einfacher erheben als einen Negativzins.

Der Bundesverband der Banken hat sich geirrt. Negativzinsen wurden eingeführt, befürchtete Klagen laufen bereits und die Gebühren wurden obendrauf erhöht.

Fazit: die Kapitalflucht in Immobilien wird anhalten und das Preisniveau der Immobilien weiterhin stabil hoch halten, Klagen gegen das Einfrieren der Mieten haben gute Chancen erfolgreich die wenig hilfreichen Versuche der Politik zu unterbinden.

 

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