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Schneller garen mit weniger Strom – Induktionskochfelder

Schneller garen mit weniger Strom – Induktionskochfelder sind zunehmend gefragt – Doch entscheidend ist auch der Standby-Verbrauch –Von ddp-Korrespondent Thomas Voigt–

Berlin (ddp). Die surrenden, vibrierenden, manchmal knackenden Kochtöpfe sind nicht jedermanns Sache. Gleichwohl biete ein Herd mit Induktionskochfeldern handfeste Vorteile, sagt Brigitte Kluth-Kosnik, Expertin für Haushaltsgeräte bei der Stiftung Warentest in Berlin: «Die Hersteller werben mit geringerem Stromverbrauch, und das stimmt auch», sagt die Warentesterin, deren Team sieben induktionsbeheizte und zehn klassisch durch Heizwendeln beheizte Einbauherde getestet hat.

Die Energie-Einsparungen fielen bei manchen Induktionsmodellen allerdings geringer aus als erhofft. Ursache sei ein bei einigen Geräten deutlich höherer Standby-Verbrauch. Außerdem müssen Küchenbesitzer, die auf Induktion umsteigen, in das eine oder andere neue Kochgeschirr investieren, denn es können nur magnetisierbare Töpfe und Pfannen eingesetzt werden. «Die erkennt man im Handel an einem Zeichen mit Magnetspule», sagt Kluth-Kosnik.

Durch die elektromagnetische Heiztechnik entsteht auch das permanente Surrgeräusch, das je nach Gefäß und Füllung stärker oder schwächer zu vernehmen ist. «Beim Induktionskochen bildet sich die Hitze direkt im Geschirrboden», erklärt die Fachfrau. Durch flache Kupferspulen unter der Glaskeramik fließt Wechselstrom mit etwa 20 bis 60 Kilohertz und erzeugt ein elektromagnetisches Wechselfeld. Der Kochtopfboden nimmt es auf, wandelt es in Wärme um und erhitzt seinen Inhalt. Dabei entstehen feine Vibrationen, die das Geräusch erzeugen. Nimmt man den Topf von der Kochzone, so verschwindet das Magnetfeld und der Strom schaltet ab. «Die Topferkennung ist beim Induktionskochfeld also inklusive», sagt Kluth-Kosnik: «Und weil die Hitze im Geschirr entsteht, bleibt die Glaskeramik vergleichsweise kühl. Besonders für Haushalte mit Kindern ist das ein weiterer Vorteil und auch das mühsame Putzen eingebrannter Speisereste entfällt.»

Bei den Verbrauchern ist die schon seit längerer Zeit im Handel angebotene Induktionstechnik erst seit einigen Jahren in Mode gekommen. Im Jahr 2002 wurden in Deutschland gerade mal 12 000 Induktionsfelder verkauft, 2008 waren es nahezu 20-mal so viele. Nach Kluth-Kosniks Worten wissen die Kunden besonders die schnelleren Kochzeiten der Induktionsfelder zu schätzen. So ergab die Versuchsreihe der Stiftung Warentest, dass diese Kochfelder bei allen Testgerichten im Normalbetrieb rund ein Viertel weniger Garzeit benötigten als die konventionellen strahlungsbeheizten Felder, die ihre Eigenhitze durch die Glaskeramik hindurch an den Topf abgeben.

Noch schneller geht es bei Betätigung der sogenannten «Booster-Funktion», über die fast jedes Induktionssystem verfügt. «Der Booster steigert die Leistung einer einzelnen Kochzone, indem er sie von anderen Kochfeldern abzieht», erklärt die Fachfrau: «Eineinhalb Liter Wasser kommen damit in drei bis viereinhalb Minuten auf 90 Grad.» Das sei fast so schnell wie mit dem Wasserkocher. Bei normaler Einstellung dauert es bei gleichem Stromverbrauch etwa eineinhalb Minuten länger. Dagegen benötigen strahlungsbeheizte Felder für die gleiche Menge Wasser etwa neun Minuten.

Beim Preisvergleich stehen Strahlungskochfelder nach wie vor besser da als Induktionssysteme. «Gute Geräte sind bereits zwischen 500 und 750 Euro zu haben», sagt Kluth-Kosnik. Bei den Induktionsfeldern dagegen beginnt die Preisspanne für Qualitätsware erst deutlich über 1000 Euro. Die durch Induktion erzielte Stromersparnis falle demgegenüber eher gering aus und rechne sich nicht. Zwar werden auch günstigere Geräte angeboten, doch haben diese nach Angaben der Expertin meist Minuspunkte bei der Handhabung, der Wärmeverteilung oder beim Standby-Verbrauch. Besonders ärgerlich: Für Kochfelder gibt es noch kein zertifiziertes Energie-Label. Entsprechende Gütezeichen an den Geräten bewerten nach Kluth-Kosniks Worten lediglich den Backofen, nicht aber die Kochfläche.

Die gute Nachricht: Gesundheitliche Vorbehalte gegen die Induktionstechnik konnten die Prüfer der Stiftung Warentest nicht bestätigen. «Wenn der Topf richtig auf der Fläche steht, halten sich die magnetischen Streufelder in harmlosen Grenzen», sagt Brigitte Kluth-Kosnik. Die getesteten Geräte reizen den EU-Grenzwert gerade mal bis zu 16 Prozent aus und liegen damit deutlich im grünen Bereich. Anders sieht es aus, wenn der Topf nicht zentral auf der Kochzone steht. Dann steigt die Abstrahlung, die unter Umständen den Körper durchdringen und Zellen schädigen kann, auf bis zu 40 Prozent des zulässigen Grenzwertes an. Die Warentesterin rät daher dringend dazu, passendes Geschirr zu benutzen und beim Kochen mindestens zehn Zentimeter Abstand zur Vorderkante des Herdes zu halten.

«Schwangere Frauen sollten beim Umgang mit dem Induktionskochfeld besonders gewissenhaft sein, um Risiken für das Ungeborene auszuschließen», mahnt die Expertin. Auch Träger von Herzschrittmachern und anderen medizinischen Implantaten sollten sich vergewissern, ob die Induktion ihren Lebensretter aus dem Takt bringen könnte. Vor der Anschaffung eines Induktionsfeldes sollte mit dem Facharzt geklärt werden, wie störempfindlich der kleine medizinische Helfer ist.

Wer dagegen einfach nur unsicher ist, ob er die Geräuschentwicklung beim Kochen dauerhaft ertragen kann, dem empfiehlt Brigitte Kluth-Kosnik, sich doch einfach mal bei Freunden oder Bekannten, die ein Induktionskochfeld besitzen, zum Essen einzuladen. Hundebesitzer sollten ihren Vierbeiner möglichst mitbringen, denn der reagiert auf Töne in der Regel viel empfindlicher als der Mensch.

ddp/tvo/esc

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