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Neues Haus in alter Bauweise – Die Fachwerkbau-Kunst – Gutes Raumklima durch natürliche Baustoffe

Fachwerkhäuser sind schön. Auch als Neubauten ziehen sie die Blicke auf sich. Aber die Bautechnik ist relativ kompliziert, warnt Kirsten Weske-Hack, Fachingenieurin aus Neustadt (Wied): «Das große Problem ist die inhomogene Außenwand, die Übergänge von Holz zu Ausmauerung oder Ausfachung.»

Beim Bau eines Fachwerkhauses wird zunächst das Holzgerüst aufgestellt. Dann wird ausgefacht – es werden die Lücken zwischen den Holzstreben aufgefüllt. Das kann von unten nach oben, aber auch – ein spektakulärer Anblick – von oben nach unten geschehen. «Da gibt es verschiedene Philosophien, möglich und richtig sind beide Varianten», sagt Fachingenieurin Weske-Hack. Thomas Rösch, auf Fachwerkhäuser spezialisierter Architekt aus Chemnitz, arbeitet mit Betrieben zusammen, die eine dritte Variante bevorzugen: «Wir fachen in der Werkstatt, die Wände kommen dann am Stück auf die Baustelle. Das hat den Vorteil, dass man präziser und witterungsunabhängiger arbeiten kann.»

Raumklima und Luftfeuchtigkeit im Fachwerkhaus

Am besten für den Fachwerkbau geeignet seien Materialien, die ähnliche Eigenschaften wie das Holz haben, was Wärmedämmung und Schwindverhalten angehe, sagt Weske-Hack. Das gelte besonders für den traditionellen Fachwerkbaustoff Lehm. Lehm hat auch noch weitere Vorteile, erläutert Zimmermannmeister Samuel-Friedrich Korte aus Hamm: «Lehm schafft ein sehr positives Raumklima, weil er immer für ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgt. Er lässt Feuchtigkeit von innen ins Haus und überschüssige Feuchtigkeit auch wieder nach draußen, was besonders in Schlafräumen wichtig ist.» Energieeffizient sei so ein modernes Fachwerkhaus trotz der offenen Bauweise: «Wir liegen zwischen 50 und 70 Prozent über der Forderung der Energieeinsparungsverordnung», sagt Korte.

Übergänge luft- und wasserdicht planen

Problematischer als Lehm sei Glas, ein beliebtes Material bei modernen Fachwerkhäusern, berichtet Weske-Hack: «Wichtig ist, dass die Übergänge dauerhaft luft- und wasserdicht bleiben. Das kann schwierig werden, wenn das Holz anfängt, zu arbeiten, die Scheiben sind ja starr. Am besten verwendet man kein Vollholz, sondern Brettschichthölzer, die sich nicht so stark verziehen.» Schwierigkeiten können auch auftreten, wenn man – auch das ein Trend im modernen Fachwerkbau – auf Material aus alten Fachwerkbauten zurückgreift: «Zum einen ist die Passgenauigkeit ein Problem. Und dann muss man sehr darauf achten, dass das Holz bei der Lagerung und beim Einbau nicht feucht wird. Hölzer, die einmal abgetrocknet sind und dann wieder feucht werden, sind sehr anfällig.»

Fachwerkhaus selbst sanieren

Aufwendig sei Fachwerkbau in jedem Fall, sagt Weske-Hack. Zur Eigenleistung rät sie nur Bauherren, die einen gewissen Sachverstand mitbringen: «Wer Fehler beim Dämmen macht, dem kann zum Beispiel das Holz von innen wegfaulen.» Auch bei der Verwendung des Holzes kann man Fehler machen, warnt Korte: «Im Holzbau hat man es immer mit Rissbildung zu tun. Wichtig ist, das Holz so einzubauen, dass sich in diesen Ritzen keine Feuchtigkeit absetzen kann.» Auch direkter Erdkontakt sei schädlich für das Holz, das Haus müsse auf einem Sockel aus Naturstein oder Klinker stehen. Bei der Verfachung dagegen könne der Bauherr gut selbst mit Hand anlegen, vor allem im Lehmbau: «Man hat schöne kleine Flächen, da kann auch ein Ungeübter mitarbeiten, wenn er keine zwei linken Hände hat. Und Lehm kann man im Gegensatz zu Beton auch mal über Nacht stehenlassen, wenn einem die Zeit fehlt.»

Handwerksbetrieb mit Bedacht wählen

Aber auch bei der Auswahl der Handwerker solle man vorsichtig sein, sagt Weske-Hack: «Das Wissen, wie so was geht, hatte früher jeder Handwerker, das ist heute längst nicht mehr der Fall, da werden viele Fehler gemacht.» Rösch hat dieselben Erfahrungen gemacht: «Jeder Zimmermann freut sich über den Auftrag, ein Fachwerkhaus zu bauen. Aber Holzbau ist nicht so einfach, um ein Haus so zu bauen, dass es auch wirklich die nächsten 100 Jahre ohne Feuchteschäden übersteht, dafür braucht man Erfahrung.» Die Bauherren sollten sich am besten Referenzprojekte nennen lassen und wenn möglich mit den Besitzern sprechen, rät er.

Auch die Kosten eines Fachwerkhauses liegen über denen eines Massivbauhauses, um 15 bis 20 Prozent schätzt Rösch: «Das liegt an den Materialien und der höheren Arbeitsleistung.» Die Holzkonstruktion schränke auch die Gestaltung ein Stück weit ein, was die Lage der Fenster angehe beispielsweise oder auch den Grundriss: «Bei der Lage der Innenwände sollte man sich schon an den sichtbaren Deckenbalken orientieren.» Wer sich aber für ein Fachwerkhaus entschieden habe, der bereue es nicht, meint Korte: «Das gute Raumklima und die Gemütlichkeit dieser Häuser seien auffallend.»

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