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Garten: Nützlinge richtig gegen Schädlinge im Garten einsetzen

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Nützlinge richtig einsetzen
— von Ewelina Berger —  Abgefressene Blätter, welkende Pflanzen, zerstörte Wurzeln – Schädlinge machen Hobbygärtnern das Leben schwer. Vor allem weniger Erfahrene stehen ratlos da und der Griff zur Chemiekeule erscheint als nahe liegender Ausweg. „Doch wo Schädlinge sind, kann man sich ihre Fressfeinde oft zunutze machen und seine Zöglinge auf natürliche Weise retten“, sagt Joachim Mayer, Koautor des Buchs „Pflanzenschutz“.

Er empfiehlt, seinen Garten möglichst nützlingsfördernd anzulegen. Das bedeute, den Garten mit Wildblumen und -gehölzen vielseitig und naturnah zu gestalten, ruhige Schlupfwinkel wie Stein- und Geästhaufen sowie Nisthilfen für Vögel und Insekten bereitzustellen. Dies sei nachhaltiger als der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Siedeln sich allerdings nicht ausreichend viele Nützlinge an, kann der Hobbygärtner nachhelfen und die nötigen Helfer beschaffen. „Zuvor sollte man sich aber unbedingt mit der Materie befassen“, rät Mayer. Denn falsch eingesetzt verfehlten Nützlinge schlichtweg ihre Wirkung.

Einsatz im Freiland oder im Gewächshaus

„Zunächst einmal hilft es, zu wissen, wo es überhaupt sinnvoll ist, Nützlinge einzusetzen“, sagt Thomas Lohrer von der Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan in Freising. Im Freiland seien die Möglichkeiten eines gezielten Nützlingseinsatzes eher begrenzt, während es für Gewächshäuser und Wintergärten eine Vielzahl hilfreicher Tiere für den Pflanzenschutz gebe. „Das liegt daran, dass viele der für die Schädlingsbekämpfung eingesetzten Insekten aus wärmeren Gebieten stammen. Sie werden hier gezüchtet und verkauft. Daher kann man ihren Ansprüchen an hohe Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit nur unter Glas gerecht werden“, sagt der Autor des Buchs „Marienkäfer, Glühwürmchen, Florfliege & Co: Nützlinge im Garten“. Zudem sei oft erst bei höheren Temperaturen die Vermehrungsrate des Nützlings größer als die des Schädlings.

Heimische Arten hingegen seien an ein raueres Klima gewöhnt und damit sowohl für das Gewächshaus als auch für das Freiland als Pflanzenschützer einsetzbar. Dazu gehörten zum Beispiel Marienkäfer- und Florfliegenlarven, die Unmengen an Blattläusen vertilgen können. „Für den Einsatz im Freien eignen sich außerdem Fadenwürmer, die es auf die Larven vom Dickmaulrüssler abgesehen haben“, sagt Lohrer. Zu den häufigsten Nützlingen, die im Gewächshaus zum Einsatz kommen, zählen dem Experten zufolge Raubmilben (gegen Spinnmilben), Schlupfwespen (gegen Weiße Fliegen) und Larven von Florfliegen (gegen Blattläuse, Thripse und Wollläuse).

Schädlinge richtig bestimmen

Um Schädlinge überhaupt ihren Feinden zum Fraß vorzuwerfen zu können, muss man erst herausfinden, um welche Tiere es sich genau handelt und welche Nützlinge sich gegen sie eignen. „Blattläuse sind noch einfach zu erkennen, aber mit Spinnmilben und Thripsen zum Beispiel wird es für Einsteiger schon schwieriger“, betont Joachim Mayer. Hier sei kompetente Beratung wichtig. „Oft kann fachkundiges Personal in Gärtnereien weiterhelfen, teils auch in Gartencentern. Bei selteneren Schadbildern, fehlt es den Mitarbeitern aber manchmal an Kenntnissen“, warnt der gelernte Gärtner und Diplom-Agraringenieur aus dem rheinland-pfälzischen Gau-Algesheim. Im Zweifelsfall empfiehlt er, sich Hilfe bei den Pflanzenschutzdiensten und Gartenakademien der Bundesländer einzuholen. Diese seien meist den Landwirtschaftskammern angegliedert und oft einfach über das Internet zu finden.

Info: Damit Nützlinge ihre Arbeit gut machen, sollten Hobbygärtner entsprechende Umweltbedingungen für sie schaffen:– Gewächshäuser regelmäßig lüften, damit es nicht zu heiß für die Insekten wird.- Ständig kontrollieren, damit man rechtzeitig eingreifen kann, falls Probleme auftauchen. Von Schädlingen stark befallene Blätter kann man per Hand abstreifen oder entfernen.

– Auf Pflanzenschutzmittel möglichst ganz verzichten. Viele Mittel – selbst manche Mittel auf Naturstoffbasis – töten die Nützlinge.

– Wenn man bereits Pflanzenschutzmittel verwendet hat, sollte man mindestens vier bis sechs Wochen warten, bis man Nützlinge einsetzt.

Quelle: Joachim Mayer, Autor des Buchs „Pflanzenschutz“

Auch der Zeitpunkt des Nützlingseinsatzes ist wichtig. „Wenn der erste Schädling entdeckt ist, sollte man so schnell wie möglich handeln. Krabbeln die Tiere schon in Heerscharen auf der Pflanze herum, ist der Einsatz von Nützlingen meist nicht mehr sinnvoll“, sagt Thomas Lohrer. Denn Nützlinge aus dem Handel seien relativ teuer und die Kosten des Einsatzes überstiegen im Zweifelsfall den Wert der betroffenen Pflanze. In diesem Fall sei ein biologisches Pflanzenschutzmittel eine gute Alternative. „Das lohnt sich vor allem bei mehrjährigen Pflanzen wie Zier- und Obstgehölzen, Rosen und Prachtstauden“, fügt Mayer an.

Gebrauchsanweisung aufmerksam lesen

Wer sich auskenne, könne heimische Nützlinge wie Raubmilben auch im Freien sammeln. „Man schneidet sich zum Beispiel einen Ast mit Nützlingen von einem älteren Obstbaum ab und hängt ihn in ein junges Gehölz, damit sich die Tiere dort ansiedeln können“, sagt der Gartenbuchautor. Die krabbelnden Helfer ließen sich auch einfach im Internet oder im Gartencenter bestellen. Je nach Art gebe es Faustregeln für die einzusetzenden Mengen pro Quadratmeter.

Sehr ambitionierte Hobbygärtner mit Gewächshaus können Nützlingslarven oder -eier schon ab der Pflanzung im Frühjahr – wenn nötig mehrmals – ausbringen, sagt Joachim Mayer. Diese entwickelten sich dann gleichzeitig mit der Schädlingspopulation und verhinderten deren rasche Vermehrung. „Üblich ist diese recht kostspielige Methode aber eher im professionellen Gartenbau.“

Viele Nützlinge ernährten sich nur als Larven räuberisch und gingen als ausgewachsene Insekten zu Pollen und Nektar über, sagt Thomas Lohrer. Wer seine Nützlinge dauerhaft ansiedeln möchte, sollte ihnen deshalb entsprechende Pflanzen anbieten. „So bleiben sie am Standort und legen ihre Eier dort ab, wo die Nützlingslarven später gebraucht werden.“

dapd/T2012073150551/ebe/syb