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Für jeden fünften Haushalt wird der Strom teurer

Berlin (ddp). Für jeden fünften deutschen Haushalt wird der Strom in den kommenden Wochen einer Untersuchung zufolge teurer. Mindestens 74 Stromversorger erhöhen im April und Mai für rund acht Millionen Haushalte ihre Preise, wie das Verbraucherportal toptarif.de am Dienstag in Berlin mitteilte. Kritik an den höheren Preisen kam vom Präsidenten der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth. Er verpflichtete die Stromnetzbetreiber zu einer stärkeren Zusammenarbeit, um geringere Verbraucherpreise zu ermöglichen.

Laut Netzagentur passt gut ein Drittel der bundesweit etwa 900 Versorger die Tarife zum 1. April an, die meisten nach oben. «Die Versorger nutzen die Trägheit der Kunden beim Lieferantenwechsel noch aus», erklärte Kurth. Dabei sei die von den Unternehmen angeführte Begründung höherer Kosten durch die Ökostrom-Umlage nicht richtig. «Die langfristige Beschaffungsstrategie zahlreicher Energieunternehmen war falsch», erläuterte er. Sie hätten Strom langfristig zu hohen Preisen eingekauft. Diese Fehler müssten jetzt aber nicht unbedingt an die Verbraucher weitergegeben werden.

Durchschnittlich würden die Preise um 5,9 Prozent angehoben, teilte toptarif.de weiter mit. «Seit Jahresbeginn haben bereits mehr als 320 Unternehmen ihre Strompreise verteuert oder entsprechende Erhöhungen in den kommenden Wochen angekündigt», sagte Energieexperte Thorsten Bohg. «Diese Preiserhöhungen bei mehr als einem Drittel aller regionalen Versorger zeigen, dass der langjährige Aufwärtstrend bei den Strompreisen auch in diesem Jahr bislang weiter anhält», fügte er hinzu.

Teurer werde es im April und Mai unter anderem für etwa vier Millionen Haushaltskunden bei fünf Regionaltöchtern des größten deutschen Energieversorgers E.ON und für rund 900 000 private Abnehmer beim größten ostdeutschen Regionalversorger enviaM. Auch in Großstädten wie Oberhausen, Würzburg, Chemnitz, Mönchengladbach und Erfurt seien Preiserhöhungen bei den jeweiligen Stadtwerken geplant. In Leipzig hingegen sinke der Strompreis im April entgegen dem Trend aufgrund reduzierter Netzentgelte.

Die Bundesnetzagentur verpflichtete nun die vier deutschen Stromnetzbetreiber bis spätestens 31. Mai zu einer intensiveren Zusammenarbeit. Durch eine bessere Abstimmung bei der Ausregelung der Netze seien jährlich Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich möglich, erläuterte Kurth. «Auch den Verbrauchern könnten diese in Form von sinkenden Strompreisen zugutekommen», fügte er hinzu.

Eine der Hauptaufgaben der vier Übertragungsnetzbetreiber ist der Ausgleich der permanenten Leistungsungleichgewichte zwischen Erzeugung und Verbrauch. Bislang konnte die separate Ausregelung der vier Regelzonen zu einem entgegengerichteten Einsatz von Regelenergie führen, was hohe Kosten verursacht. Der jetzt angeordnete sogenannte Netzregelverbund soll das Gegeneinanderregeln verhindern. In Deutschland gibt es die Netzbetreiber RWE, EnBW sowie das belgische Unternehmen Elia, das jüngst das Netz vom Stromkonzern Vattenfall gekauft hat, und die niederländische Gesellschaft Tennet, die das Netz vom größten deutschen Versorger E.ON übernommen hat.

ddp.djn/rab/mbr

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