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Heizen wird für Millionen Verbraucher teurer

— Von Erich Reimann — Die Temperaturen sinken – die Gaspreise steigen. Pünktlich zum Beginn der Heizperiode werden im Oktober und November nach Marktanalysen der Verbraucherportale toptarif und Verivox mehr als 230 deutsche Gasanbieter ihre Preise erhöhen – durchschnittlich um gut zehn Prozent.

Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeute das jährliche Mehrkosten von rund 141 Euro, errechnete toptarif in einer am Mittwoch vorgestellten Untersuchung. Verivox kommt auf eine Mehrbelastung von 126 Euro.

Millionen Verbraucher dürften damit in diesem Winter für eine warme Wohnung tiefer in die Tasche greifen müssen. Denn bereits im August und September hatten laut toptarif 150 Anbieter ihre Preise angehoben. Und eine Rückkehr zu niedrigeren Preisen ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Verivox rechnet wegen der dauerhaft hohe Ölpreise in diesem Jahr „mit weiteren Gaspreiserhöhungen im Laufe des Winters“.

Nach Einschätzung des Energieexperten des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Holger Krawinkel, veränderte sich der Gasmarkt in den vergangenen Monaten deutlich zulasten der Verbraucher. In den vergangenen Jahren hatten die Konsumenten in Deutschland davon profitiert, dass neue Fördertechniken für einen Überfluss an Gas auf dem deutschen Markt sorgten, der die Preise an der Energiebörse EEX in den Keller drückte.

Vor allem neue Gasanbieter, die nicht durch langfristige Verträge mit den Gaslieferländern gebunden waren, konnten sich so preiswert an den Spotmärkten eindecken und mit günstigen Angeboten auf Kundenfang gehen. Das sorgte insgesamt für niedrigere Preise auf dem deutschen Gasmarkt. Doch die Zeit des billigen Gases scheint nun auch an den Spotmärkten vorbei zu sein.

Kunden sind nicht wehrlos

„Wir haben das Problem, dass sich in den vergangenen Monaten nicht nur das Gas aus Verträgen mit Ölpreisbindung verteuert hat, sondern dass gleichzeitig wegen der bislang guten Konjunkturentwicklung auch die Großhandelspreise an der EEX deutlich angestiegen sind“, sagte Krawinkel der Nachrichtenagentur dapd. Inzwischen lägen beide Preise fast wieder auf einer Ebene. „Von daher ist klar, dass das an die Endkunden weitergeben wird.“

Ganz wehrlos stehen die Gaskunden den Preiserhöhungen allerdings nicht gegenüber. Nach wie vor gebe es Anbieter auf dem Markt, die sich vor einem Jahr am Terminmarkt zu günstigen Konditionen eingedeckt hätten und das Gas nun billiger anbieten könnten als die Konkurrenz, betonte der Experte. Hier lohne sich häufig ein Wechsel.

Allerdings riet Krawinkel dazu, sich bei der Auswahl des neuen Versorgers nicht nur auf die Angaben eines Preisportals zu verlassen. „Man sollte verschiedene Portale ausprobieren und im Zweifelsfall auch beim Anbieter selber noch einmal nachfragen, dann kann man sicher sein, die richtigen Konditionen zu haben.“

Die Einsparpotenziale durch einen Anbieterwechsel sind nach Angaben der Verbraucherportale beträchtlich. Toptarif geht davon aus, dass ein vierköpfiger Musterhaushalt, der bislang sein Gas noch beim Lokalversorger bezieht, durchschnittlich 248 Euro sparen kann. Verivox beziffert das Einsparpotenzial sogar auf durchschnittlich 343 Euro im Jahr.

dapd.djn/re/mwa

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